Der Fund

Beim Verlegen einer Wasserleitung wurde die römische Kalkbrennerei entdeckt und in den Jahren 1966 bis 1968 vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege ausgegraben. Damals ist es in Europa erstmalig gelungen, eine komplette Industrieanlage aus der römischen Zeit freizulegen, ihre Funktion zu untersuchen und das Bauwerk für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Öffnungszeiten:

Mai bis Oktober, jeden Samstag von 13:00 – 16:00 Uhr,
an Sonn- und Feiertagen von 11:00 bis 16:00 Uhr.

Für Gruppen Anmeldung per Telefon:
Mo – Fr 10:00 – 14:30 Uhr unter 02253 542244
oder per Mail an: touristinfo@bad-muenstereifel.de

Die Lage

Die Römer bauten die Anlagen in das Hanggelände am Rande des Erfttales hinein. Das natürliche Geländegefälle wurde dabei für den Arbeitsablauf, der zur Kalkherstellung notwendig war, ausgenutzt. Die antiken Steinbrüche lagen am Hang oberhalb der Brennerei. Hier brachen die Legionäre das rot-braune Dolomitengestein, schleiften es hinunter zur Werkhalle, zerkleinerten die Bruchsteine zu handlichen Brocken und brannten diese in den Öfen mit Weiden- und Pappelholz bei einer Temperatur von ca. 1.000 °C zu Stückkalk. Der gebrannte Kalk wurde dann ungelöscht zu den Baustellen transportiert.

Der Aufbau

In einer Werkhalle von 30 m Länge waren nebeneinander insgesamt sechs Kalkbrennöfen mit einem Durchmesser von jeweils etwa 3 m untergebracht. Jeder Ofen dieser Batterie fasste 15 m³ Kalk. Eine Mauer mit Durchgang in der Mitte der Halle teilte die Anlage in zwei Arbeitsbereiche mit je 3 Öfen auf. Nach außen war die Halle offen, das Dach wurde von Stützen getragen. Alle Arbeiten wurden von römischen Soldaten, hauptsächlich von der 30. Legion verrichtet.

Die Infrastruktur

Vor der Werkhalle lagen die Wohn- und Aufenthaltsräume der Belegschaft. Vor dem Lager verlief eine Straße, worüber die Kalkbrennerei an das römische Straßennetz der Provinz angeschlossen war. Die Datierung und die Anwesenheit der militärischen Arbeitskomandos ist durch zahlreiche Inschriften auf Weihesteinen nachgewiesen.

Die römische Kalkindustrie

Ganz besonders wertvoll war unter anderem der Fund des abgebildeten Kalkofens, in dem noch Brennmaterial und die gesamte Kalkfüllung vorgefunden wurde. So war es möglich, den gesamten Arbeitsprozess nach Römerart nachzuvollziehen; eine anschauliche Darstellung der Anfänge der Kalkindustrie.

Insgesamt wurden vier Kalkfabrikanlagen dieser Art archäologisch gesichert. Es wird sogar vermutet, dass in der unmittelbaren Umgebung ein Dutzend Fabriken vorhanden gewesen sein können. In Iversheim bestand also im dritten Jahrhundert nach Christus eine regelrechte Kalkindustrie von größerem Ausmaß, die viele römische Baustellen in der Provinz mit wertvollem Baumaterial versorgte.

Die Art der Iversheimer Ofentechnik erschien sowohl den Archäologen, als auch den Kalkbrenn-Experten so unwahrscheinlich, dass an einem der ausgegrabenen Öfen ein Brennversuch unternommen wurde, durch den die einwandfreie Funktion der angewandten Technik nachgewiesen werden konnte.

Schema der Beschickung

Die Besonderheit der Iversheimer Ofentechnik ist die zentrale Lage der “Schnauze”, die zur Befeuerung und als Zugöffnung diente. Diese Ausführung wurde bislang nur in den Iversheimer Kalköfen vorgefunden. Bei anderen europäischen Funden befanden sich die Öffnungen in der Bodenhöhe der Feuerungskammer.

Eine Beschickung wog etwa 25 Tonnen, die der Himmel nach Abbrennen des Holzunterbaus zumindest zu Beginn des Brennvorgangs tragen musste. Für die Befeuerung eines Brennvorgangs wurden ca. 60 Raummeter Holz benötigt.